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Der Traum vom Hund

Der Traum vom Hund

Und wie die Realität aussieht…

Mein ganze Kindheit hab ich nach einem Hund gebettelt – erfolglos. Immer hieß es: „Wenn du erwachsen bist kannst du dir selber einen holen“. Also blieb mir nur das Träumen von einem lieben, wohlerzogenen Fellknäuel. Dann war ich erwachsen und der Hund zog endlich ein. Mir war klar, dass es von einem süßen kleinen Welpen bis zum braven Hund ein weiter Weg ist und sich der Vierbeiner nicht von alleine erzieht. Deshalb bin ich mit meinem Kuschelmonster auch von Anfang an zu einer Hundeschule. Nicht zu irgendeiner Hundeschule natürlich – zu Duftmarke.

Nun möge man meinen, dass die Probleme mit einem Welpen sich auf das Übliche beschränken: pinkelt nicht draußen, sondern in die Wohnung und das bei jeder Gelegenheit; will andauernd spielen und gibt keine Ruhe; macht alles kaputt; usw. undsofort. Darauf war ich vorbereitet. Aber nicht darauf, dass ich schon zu ersten Kursstunde völlig fix und fertig mit den Nerven ankommen würde. Denn mein „Liebling“ weigerte sich schon im zarten Alter von 10 Wochen auch nur einen Meter an der Leine vorwärts zu gehen, wenn andere Menschen da waren. Wenn man nun aber einmal in der Stadt wohnt sind da haufenweise Menschen und viele bleiben natürlich stehen, um das süße kleine Wollknäuel zu streicheln und zu knuddeln. Manche Menschen aber tun das nicht. Oder der Besitzer des Wollknäuels hat die unglaubliche Unverschämtheit mit dem Hund an der Leine einfach vorbeigehen zu wollen. Dann fing Monster Chaka an, sich gegen die Leine zu lehnen, die Pfoten keinen Zentimeter mehr zu bewegen und lauthals zu plärren, weswegen ich ständig von sogenannten Tierliebhabern gemaßregelt wurde, ich solle nicht so brutal mit dem Baby umgehen. Das kann einem die Freude an so einem „Wunschkind“ schon gehörig verderben. Doch glücklicherweise gibt es ja die Duftmarke.

Die Trainerin gab mir Tipps, wofür ich ein Hundeleben lang dankbar sein werde. Denn mein Schatz – ein angeblich menschenscheuer Mini Australian Shepherd Rüde – stellte sich als besonders „menschenfreundlicher“ Hund heraus, der jeden und alles liebt, sehr stark auf Reize aller Art reagiert und nicht mit Frust umgehen kann. Man stelle sich das so vor: man spielt mit dem Hund Ball auf einer einsamen Wiese, es ist Idylle pur, plötzlich kommt von weitem ein Mensch und der Hund stürzt sich mit Matschpfoten auf diesen Menschen. Selbstverständlich interessierte es Chaka herzlich wenig, dass ich hysterisch „Nein“ schrie und ich musste die Reinigung bezahlen. Beispiel 2: Wir sind im Kurs, alle Hunde folgen super auf die ersten Kommandos, lassen sich aus dem Spiel abrufen oder bleiben beim Besitzer bis dieser ihn fragte. Alle bis auf meiner. Ungelogen! Andere Situation, wir sind im Cafè und da sind Menschen und Stühle, die sich plötzlich bewegen. Chaka springt auf, bellt, jault, kläfft, eskaliert schlicht und einfach völlig. Denn mein Hund ist nun mal sehr reizempfänglich. Und, um zum dritten Beispiel zu kommen: ich bin mit Chaka an der Leine unterwegs und er plärrt, weil wieder ein Mensch einfach so vorbeigeht. Oder wir müssen an der roten Ampel warten, was er offenbar als langweilig empfindet und das lautstark kundtut. Oder er muss noch kurz an der Leine bleiben bevor er flitzen darf und es stinkt ihm, weswegen er sich wie immer lautstark beschwert. Ich hab dieses Tier wirklich vom ersten Tag an von Herzen geliebt – aber ich hätte Chaka auch regelmäßig an die Wand klatschen können. Und das hab ich mir meinen Träumen vom Hundebesitzer-Dasein natürlich nicht so ausgemalt.

Zugegeben, ich kam öfters völlig fix und fertig in die Hundeschule. Oder ging aus dem Kurs und war fix und fertig mit den Nerven. Oder flippte mittendrin fast aus. Doch immer gab es die Trainerin, die mich beruhigen konnte und Tipps gab, wie das Leben mit Chaka schön wird. Denn schön soll das Leben mit Hund schließlich sein. Heute ist es das dank Duftmarke auch. In Einzelstunden und Gruppenkursen habe ich gelernt, mit meinem anstrengenden, aber superlieben Fellknäuel umzugehen. Und genau das ist auch das Geheimnis einer guten Hundeschule. Nicht dem Hund wird beigebracht wie er zu sein hat, sondern dem Besitzer wird beigebracht, wie er seinen Hund zum richtigen Begleiter für sich formen kann. Jeder Mensch kann selbst entscheiden, was er für einen Hund haben möchte und wie er mit ihm umgehen möchte. Natürlich ändert das den Grundcharakter eines Hundes nicht, aber gerade der ihm ganz eigene Charakter ist ja auch das Schöne an einem Hund. Ich selbst bin mit Chaka heute superglücklich. Natürlich funktioniert nicht immer alles, denn er ist ja erst ein Jahr alt und ich bin auch noch kein Hundeprofi. Menschen liebt er auch immer noch heiß und innig – aber er rennt nicht mehr zu jedem hin und, vor allem, er springt nicht mehr jeden an. Das mit dem Frust ist auch noch so eine Sache, aber im Vergleich zu früher habe ich heute nichts mehr zu meckern. Denn heute weiß ich, was ich in so einer Situation tun muss. Danke Duftmarke!

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Naturburschen & Mädels unterwegs!

Am Anfang stand die Skepsis…

Ob sich mein etwas halbstarker Ridgeback-Rüde Aki damit anfreunden könnte mit einem Rudel anderer Hunde ein paar Stunden durch die Bayrische Wildnis zu wandern!

Ich war gespannt!

Nachdem sich alle Mensch-Hund Teams am Parkplatz in Grub versammelt und vorgestellt hatten und Tina, der Kopf unserer Wanderung den grundlegenden Ablauf und die Regeln der Tour erklärt hatte ging es los! Flussabwärts spazierten wir auf schmalen Pfaden die Mangfall entlang.


Teilweise durchquerten wir abenteuerlich kleine Schluchten, kamen vorbei an wunderschönen ortstypischen Bauernhöfen und landeten schließlich in einem netten Biergarten eine Brotzeit und ein kühles Radler. 😉

Ich war erstaunt wir gut sich unsere Vierbeiner vertrugen, ja sogar kleine Freundschaften wurden geschlossen und bis auf ein paar Protest-Beller lief die ganze Tour wunderbar harmonisch ab.


Aber auch die Zweibeiner fanden massenhaft Zeit um untereinander interessante Erfahrungen in Bezug auf Hundeerziehung und Erlebnisse auszutauschen!
Als erfrischender Abschluss entdeckten wir noch eine schöne Badestelle für unsere süßen Fellnasen an der sie nach Herzenslust planschen konnten.

Nach 6 Stunden und ein paar mehr oder weniger freiwilligen Umwegen kamen Aki und ich erschöpft aber glücklich wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung an.

Und prompt wurde ich eines besseren belehrt. Aki hat es nicht nur akzeptiert mit einer Gruppe anderer Hunde unterwegs zu sein, Nein er hat es in vollen Zügen genossen!

Autor: Sonja Haubenwallner mit AKI 😉

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Erst dreht dich alles um den Hund und plötzlich wird es anders…

Spätestens wenn der Bauch von Frauchen immer runder und die gemeinsamen Spaziergänge immer kürzer werden bemerkt auch das vierbeinige Familienmitglied, dass sich etwas ankündigt, was auch seinem Leben in der Familie eine neue Position zuteilen wird.

Hunde reagieren äußerst sensibel auf Veränderungen ihrer Menschen, allerdings auf unterschiedlichste Art und Weise. Wenn man bedenkt, dass die meisten Haushunde eng mit ihren Zweibeinern zusammenleben und eigentlich immer im Mittelpunkt stehen und dann plötzlich ein weiteres Wesen dazu stößt, dass alle Aufmerksamkeit für sich in Anspruch nimmt, wird so manche Eifersüchtelei auf Seiten des Tieres verständlich.
Wichtig ist jedoch, dass sich für den Hund, trotz der aufregenden und spannenden Zeit rund um die Geburt und die Ankunft eines Kindes im neuen Heim, keine großartigen Veränderungen ergeben. Zumindest keine Erneuerungen hinsichtlich gewohnter und liebgewonnener Rituale, die für eine feste Bindung von elementarer Bedeutung sind.

Bevor das Baby in seine Umgebung einzieht sollten dem bisherigen „Single-Hund“ möglichst viele Kontakte zu Kleinkindern ermöglicht werden. Dabei helfen dem Hund erste Annäherungsversuche die Reaktionen von Kleinkindern einschätzen und verstehen zu lernen.
Neben der höchst sozialen Ausrichtung unserer Stubenwölfe sollte man sich auch die Hundenase zu Nutzen machen. Denn Hunde sind ausgesprochene Geruchs-Tiere, die ihre Umwelt insbesondere über die Nase wahrnehmen. Es bietet sich förmlich an nach der Geburt eine gebrauchte Windel aus dem Krankenhaus zum kräftigen Beschnuppern nach Hause mitzubringen. Auch ein Babytuch tut seinen Zweck, so dass sich der Hunde schon einmal geruchlich auf den Neuzugang einstellen kann. Beim ersehnten Einzug des Babys in sein eigenes Heim kann der Geruch für den Hund schnell zugeordnet werden und wird im besten Fall mit positiven Erinnerungen an die wohl riechende Windel belegt.
Nicht zuletzt ist für jeden Hund die Begrüßung seines geliebten Zweibeiners von zentraler Bedeutung, so sollte er dann auch wie immer begrüßt werden, bevor das Baby offiziell vorgestellt wird.

Die ersten Schritte zu einem harmonischen Miteinander können so in die Wege geleitet werden und wenn es doch zu größeren Problemen oder Fragen kommt wendet man sich am besten an einen professionellen Hundetrainer.

Autor: Sonja Sandomeer

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Niemals als erster durch die Tür…

Wie einfach wäre es, wenn allein die Befolgung simpler, scheinbar allgemeingültiger „Rangordnungs“ Rituale zum gewünschten Verhalten des Hundes führen würde, nämlich dass der Vierbeiner weiß, wer der Chef im Hause ist.

Hundeerziehung beginnt in den eigenen Vier Wänden und sollte auch genau in diesen Bereichen umfangreich beleuchtet werden und nicht erst mit technischen Ansätzen auf Hundeplätzen fernab von dem alltäglichen Umfeld beginnen. Viele Probleme die Menschen mit ihren Hunden haben resultieren aus dem gemeinsamen Zusammenleben und den kleinen Fehlern die sich im Alltag manifestiert haben. Solange sich eine Beziehung in den Tiefen nicht für neue Ansätze öffnet kann auch keine reine Technik langfristig zum Erfolg führen. Man muss sich das Training und die Umstellung  im häuslichen Umfeld als grundlegende Arbeit in der Hund-Mensch-Beziehung vorstellen. 
In diesem Kontext sind viele starre Grundregeln in der Hundewelt im Umlauf:
„Hunde dürfen niemals mit im Bett schlafen oder auf der Couch sitzen, müssen immer als letzer durch die Tür schlüpfen, kriegen ihr Futter erst nachdem der Mensch seine Mahlzeit beendet hat…“

die Liste lässt sich ins Unendliche fortführen, es gibt sie mannigfach und sie sind in vielen Hundebüchern zu finden. Das Ziel, das hier verfolgt werden soll, ist die Darstellung und Durchsetzung der Hierarchien innerhalb der Familie, also dem sozialen System in dem Hund und Halter leben.
Es geht also auch um den Ausdruck von „Status“, dass der Mensch z.B. seinen Anspruch auf seinen Platz auf der Couch gegenüber seinem Hund deutlich macht.

An sich sind diese Überlegungen gar nicht mal so wenig brauchbar, jedoch werden sie leider einfach nur ins Blaue hinein angewendet. Man darf sich das Zusammenleben mit einem Hund nicht als starres Geflecht vorstellen indem man dann einfach nur noch bestimmte Rädchen drehen muss.
Das Wesen und die individuellen Ansprüche des einzelnen Hundes gehen so in den erzieherischen Bestrebungen des Halters oftmals unter. 
Man sollte sich als Hundebesitzer zunächst einmal überlegen was denn dem eigenen Tier überhaupt wichtig ist, damit man ihn an diesem Punkt berühren kann, indem man die für ihn wertvolle Ressource kürzt oder gar nicht mehr bedient. Dem einen ist Futter nun mal äußerst wichtig, was bei dem anderen nur eine nebensächliche Rolle spielt. Dafür gilt es dann das Bett bis aufs Äußerste zu verteidigen, welches wiederum vielen anderen viel zu warm ist. Es ist also von entscheidendem Vorteil zu wissen in welchen Bereichen der eigene Hund die Hierarchie selbst bestimmen möchte.

Ein Beispiel:

Labbirüde Paul, 5 Monate, ist zu Hause im Zentrum des Geschehens und immer dabei, wenn sich was in den vier Wänden ereignet. Beim gemeinsamen Spaziergang hat er nur noch Augen für die vierbeinigen Kollegen und ignoriert geflissentlich jegliche Rückrufversuche des Frauchens. Auf die Futterbelohnung, die nach jedem „erfolgreichen“ Rückruf folgt, reagiert er dank der Wurstsemmel im Gebüsch auch nicht mehr.
Das kommt wahrscheinlich fast jedem Hundehalter bekannt vor. Nun sollte man sich erst mal eine Frage stellen: Welchen Grund hat Paul mit gefüllten Magen zu seinem Frauchen zurückzukommen?
In den meisten Fällen dieser Art liegt die Antwort auf der Hand: keinen. Denn Paul geht es wahrscheinlich sehr gut. Er bekommt täglich was er will, Futter, Streicheleinheiten, Ruhe, Aufmerksamkeit jeder Art. Für ihn ist klar, wer der Chef im Hause ist. 
Beginnen muss mal also in den hierarschischen Ansichten, die sich über die Zeit eingespielt haben. Nun gilt es Paul in seiner Überzeugung zu wiedersprechen und ihm zu Hause seine Grenzen und Freiheiten neu zu definieren. 

Hier gilt, alles ist relativ. Wenn man mit seinem Hund keine Probleme hat, warum sollte man  dann den Bettwärmer des Nächtens aus dem Schlafgemach weisen. 
Bei vielen Problemen im Alltag kann und sollte man sich das tägliche Miteinander genauer anschauen. Schließlich verbringt man die meiste Zeit des Tages mit dem Hund in den eigenen vier Wänden. Hundetraining beginnt meist im häuslichen Umfeld und wird dann erst nach draussen transportiert.

Oberstes Ziel ist das Verstehen und Erkennen des hündischen Verhaltens und dieses individuell auf den eigenen Hund zu übertragen. Beobachten des Hundes und nicht nur weil er so hübsch anzusehen ist. Oberstes Ziel sollte sein, zu wissen, was die individuellen Vorlieben des Vierbeiners sind. Dann hat man die Möglichkeit in diesen Bereichen Rituale aufzubrechen.

Eine Verhaltensänderung wird nur durch eine Verhaltensumstellung erreicht.

Autor: Sonja Sandomeer

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Des Menschen treuester Freund – Hundeerziehung zwischen Leckerli und sozialer Belohnung

Egal ob groß oder klein, langes oder kurzes Fell, gefleckt oder einfarbig, gemütlich oder aktiv – sie sind des Deutschen bester Freund. Schnell wird klar, die Rede ist vom Hund. Doch was macht diesen so treuen Gefährten erst zum angenehmen Begleiter für Singles, Paare oder Familien? Ohne Erziehung und einer klaren Vermittlung von Grenzen ist es bald vorbei mit der entspannten Harmonie zwischen Hund und Halter.

Vom Arbeitstier zur Modeerscheinung&lt

Viele Probleme in der Hundehaltung fangen mit der Erwartung an, die der Halter an seinen Vierbeiner stellt. Die Wahl des Hundes liegt im Auge des Betrachters und nicht in den ursprünglichen Aufgaben, für die eine bestimmte Rasse gezüchtet wurde. 
So ist zum Beispiel der Border-Collie eigentlich für die enge Arbeit mit einem Schäfer ausgelegt und stark an dessen Weisungen gebunden. „Degradiert“ zum Familienhund beschränkt sich seine heutige Aufgabe nun auf das Ballbringen, Agility oder Dogdancing. Meist reicht diese „Fremdbeschäftigung“ für den arbeitswilligen Collie aber nicht aus und was dann passieren kann, ist kein Einzelfall, sondern folgerichtiges Verhalten. Permanentes Bellen und Verbellen an Gartenzäunen, endloses Fixieren von Gegenständen und Schatten oder autoaggressives Verhalten sind nur einige der Anzeichen dafür, dass man der wahren Natur dieser Rasse nicht gerecht wird.
Ähnliches ergeht dem edlen Grauen, den man häufig in den Szene-Vierteln deutscher Großstädte trifft. Einst klassischer Spezialist unter den Jagdhunden mit Allround-Talent ist der Weimaraner zum Markenzeichen mondäner Klasse auf vier Pfoten geworden. Doch wenn Herrchens Spaziergänge an gefüllten Ententeichen vorbeiführen oder über hasenreiche Wiesen, dann ist es meist aus mit der legeren Harmonie.
Und dennoch, auch wenn viele Hunderassen auf den ersten Blick nicht in den Alltag ihres jeweiligen Menschen passen, um so erstaunlicher ist es doch zu beobachten, wie flexibel sie sich ihrem „neuen“ Leben fügen, auch wenn ihr Innerstes oft andere Bedürfnisse hat.

Menschlicher Futterautomat oder soziale Bindung&lt

Die Haltung von Hunden als reine Freizeitpartner wird immer mehr zum Trend, der oft erwähnte soziale Aspekt in der Hundehaltung bleibt allerdings gerne dabei auf der Strecke. Die Rolle des Hundes als treuester Freund des Menschen oder als ein weiteres Familienmitglied baut sich aus beziehungs- und persönlichkeitsbezogenen Interaktionen zwischen Mensch und Hund auf. Leider wird dieser Aspekt in der modernen Hundeausbildung nur geringfügig betrachtet. Denn geht es um Erziehung und Bindung kann Futter in Form von Leckerli soziale Belohnung nur schwerlich ersetzen. 

Ein erster logischer Ansatz in der Erziehung eines Hundes wäre zunächst eine genaue Betrachtung des eigenen Umgangs mit dem Hund und wie er sich dem Menschen gegenüber verhält. Oft liegt das Problem im alltäglichen Umgang mit dem Vierbeiner zu Hause, denn dort verbringen Mensch und Hund die meiste Zeit zusammen. Doch geht es dann auf den langersehnten Gassigang wird aus dem braven Begleiter meist eine „jagende Wildsau“, die sämtliche Erziehungserfolge scheinbar vergessen hat. Schnell wird der „erziehungsberechtigte“ Mensch zum Dienstpersonal degradiert statt als souveränes, authentisches „Führungspersonal“, das Grenzen setzt, anerkannt zu werden.
Natürlich muss eine solche Einstellung und Haltung dem Hund gegenüber erst erlernt werden. Aber verdeutlicht man die Grundsätze für Herrchen oder Frauchen, nehmen sie diese dankbar an und der Vierbeiner läuft im Alltag wieder entspannt nebenher.
Hundeerziehung ist eine äußerst individuelle Angelegenheit und gerade deshalb ist der Trend, man könne alle Probleme mit Leckerchen und allein positiver Belohnung bereinigen, schlichtweg nicht alltagstauglich. Hundeerziehung sollte variantenreich, offen und flexibel sein. Weder ist der Hund ein reines „Fresswesen“, noch ist der Mensch permanent gut gelaunt und mit gefülltem Futterbeutel ausgestattet. Hunde haben einen ausgeprägten Sozialsinn, wie wir Menschen auch. Warum diesen nicht nutzen?

Die Rolle des Hundetrainers&lt

Das Lernen zwischen Mensch und Hund weist einen starken Beziehungsaspekt auf. Darauf muss aufgebaut werden und nicht auf hungrige Hunde, die auf dem Hundeplatz hauptsächlich der Nahrungsaufnahme nachkommen. In die Praxis umgesetzt bedarf dies professioneller Begleitung, also die eines Hundetrainers.
Doch ist der Beruf des Hundetrainers, selbst die Bezeichnung Hundepsychologe, kein geschützter Begriff und so kann jeder den Beruf des Hundetrainers ausüben. Dem Halter bleibt nun die Qual der Wahl.
Seit 2008 existiert eine umfangreiche behördliche Zertifizierung der Tierärztekammer Schleswig Holstein, die Hundetrainer, egal aus welchem methodischen Lager, auf Mark und Bein ob ihrer Kompetenzen in Sachen Hund in Theorie und Praxis prüft. Neben dieser Zertifizierung ist natürlich der persönliche Eindruck von zentraler Bedeutung. Eine rein eindimensionale Sichtweise auf die Ausbildung eines Hundes, die immer auf „Schema F“ zurückgreift, ist veraltet. Hundetrainer müssen neben fachlichen Kompetenzen in der Lage sein, sich auf Hund und Halter individuell und professionell einstellen zu können, damit wird der Grundstein zum Erfolg gelegt.
Hunde sind aus unserer Gesellschaft kaum weg zu denken. Sie bereichern unser Leben auf unterschiedlichste Art und Weise. Damit das so bleibt und das Zusammenleben mit diesen sozialen und ernst zu nehmenden Tieren auch in Zukunft auf fruchtbaren Boden trifft, muss an die zukünftigen „Hundemenschen“ generell appelliert werden: nicht nach Schönheit einen Hund wählen, sondern danach, ob er in das eigene Leben passt und damit ein angenehmer Begleiter sein kann. Offen zu sein für neue Wege in der Hundeerziehung, aber dennoch den Kern des sozialen Miteinanders nicht vergessen, das wäre ein großer Schritt für eine hunde- und menschenfreundliche Gesellschaft.

Autor: Sonja Sandomeer

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Herrenrunde

„Also, wir haben das jetzt mal getestet, und es klappt ganz gut. Wir würden das gern probieren mit dem Freddie.“ …Wie jetzt? Unser Macho Freddie in einer Gruppe von unkastrierten Rüden, und das auch noch mit Lennox? Nicht im Ernst!

Rückblick: nach unserem berufsbedingten Umzug nach München, bei dem wir schweren Herzens den Rest unserer Jack-Russel-„Terroristen“ zu Hause, quasi in der Familie, lassen mussten, hat sich Freddies Verhalten doch stark verändert. Zum Glück hatten wir einen festen Platz für ihn bei Duftmarke bekommen, aber seine bisherige Souveränität (und Orientierung an der ältesten Hündin, der Chefin) war anscheinend zurückgeblieben und plötzlich provozierte und knurrte er andere unkastrierten Rüden an. 
Er war ab sofort Einzelgänger und der tollste Typ, weit und breit; jegliche ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuwendung galt ausschließlich ihm und jeder andere Rüde hatte sich bitte unterzuordnen und zwar fix! Dass das nicht gut gehen konnte und zu dem einen oder anderen Zwischenfall führte, war klar. Freddie hatte plötzlich nach dreieinhalb Jahren seine ersten Beißereien.

Freddy & "Intimfeind" Lennox nach 4 Wochen gemeinsamen Rudelgassigängen

Freddy & Lennox

Ja, und so waren wir doch ziemlich überrascht, als Sonja uns vorschlug, dass Freddie zukünftig in einer „Herrenrunde“ geführt werden sollte und zwar von Tina, Frauchen von Intimfeind Lennox, der wie alle unkastrierten Rüden der personifizierte Teufel für Freddie zu sein schien. Und die beiden mit weiteren „Machos“ in einem Rudel? In einem Auto fahren? In einem Raum aufhalten? Undenkbar!
Einige Fragen bezüglich des Ablaufs hatten wir natürlich (Wie soll das bitte funktionieren? Tragen die alle einen Maulkorb? Usw.) Darauf vertrauend, dass Sonja uns das niemals vorgeschlagen hätte, wenn das Projekt „Herrenrunde“ von vornherein ein Abo beim Tierarzt bedeuten würde und zum Scheitern verurteilt wäre, stimmten wir einer Probewoche zu.

Freddy & Herrenrunde

Freddy & Herrenrunde

Zu unserem Erstaunen kam Freddie in dieser Probewoche jeden Tag jeweils bei bester Gesundheit und an einem Stück zurück. Auch seine morgendliche riesige Vorfreude, wenn’s zu Duftmarke geht, war ungebrochen. Das tägliche Feedback von Tina war durchweg positiv, es gab jeden Tag kleine Fortschritte zu berichten. Er war abends richtig schön müde, da ihn diese neue Situation – abgesehen von den abwechslungsreichen stundenlangen Spaziergängen – doch auch mental sehr forderte. Wie machen die das??? Mein Interesse an dem Alltag unseres Hundes teilzunehmen war ohnehin schon geweckt und so wollte ich mir die vermeintliche Hexerei mal live und in Farbe ansehen.

Gesagt, getan. Ich verabrede mich mit Tina und Roland, der im Bedarfsfall das Verhalten von Freddie erläutern wollte und so eine Art Absicherung darstellte, da davon auszugehen war, dass sich Freddie anders verhält, wenn ich den Spaziergang begleite.
Unser Ziel war Icking, bzw. das Ickinger Wehr bei Schäftlarn. Vierbeinige Teilnehmer waren außer Lennox und Freddie noch die Herren Nietsch und Oscar, sowie Jessi, als einzige Hundedame.
Kurzes Briefing für das leicht angespannte Frauchen, also mich: „So. Ab jetzt wird kein Hund von Dir angesprochen, keiner gestreichelt, oder sonstiger Kontakt von Dir aufgenommen. Du bist quasi gar nicht da.“ Das leuchtet mir ein und so reihe ich mich am Ende der Truppe ein.

Am Ickinger Stauwehr

Am Ickinger Stauwehr

Dann geht’s los. Einen Kick-Start, im Sinne von „Alle aus den Autos und los wie die Feuerwehr!“ gibt es nicht. Die Rüden werden zunächst alle angeleint und erst nach und nach einzeln von der Leine gelassen. Auch nach dem Ableinen werden die Hunde immer wieder einzeln zurückgerufen, es besteht die ganze Zeit Kontakt zu Tina und Roland. Ein „Unter-Vier-Augen“-Gespräch zwischen den Jungs, also das Fixieren untereinander, entsteht erst gar nicht. Und Freddie? Der guckt leicht verwirrt aus der Wäsche, dass Frauchen mitläuft, sich aber überhaupt nicht um ihn kümmert. Er folgt Tina ganz brav, lässt die anderen Rüden zunächst links liegen. Sich selbst lässt er in den „Pipi-Pausen“ zurückfallen – das Schlitzohr – damit er möglichst an meiner Seite laufen kann. Das hilft ihm aber auch nicht weiter, er wird immer wieder ertappt und aufgefordert aufzuschliessen, und das macht er dann auch. Ich bin ganz baff, wie gut das Trüppchen untereinander funktioniert: es gibt kein Geknurre, keinen Hund, der den Rudelanführer für sich reklamiert, es wird gespielt, gebadet und sich ausgetobt.

Wir erreichen unseren Wendepunkt der Wanderung und stärken uns erst einmal kurz beim Bruckenfischer. Hier kühlen sich auch alle Hundegemüter ab und es wird ganz harmonisch pausiert. Und auch hier ist kein Disput in Sicht, von wegen Resourcen sichern oder Eifersüchteleien.

Am Ende des Ausflugs bin ich sehr zufrieden, mit dem, was ich gesehen habe. O.k., Freddie hat schon eine Reaktion auf meine Anwesenheit gezeigt, und einmal kurz rumgepöbelt; total entnervt, dass Frauchen ihn nicht betüddelt. Verständlich, da er das überhaupt nicht kennt. Das üben wir jetzt.

Harmonie pur

Harmonie pur

Per se stellen wir fest, dass er wieder viel souveräner ist, wenn wir auf andere Rüden treffen. Er probiert sich fast täglich in seiner „Herrenrunde“ aus und hat gar nicht mehr den Drang, sich ständig positionieren zu müssen. Er macht seine Erfahrungen, hat ausreichend „Reibungsfläche“ und erlangt sein ursprünglich doch sehr gutes Sozialverhalten zurück. Als nächstes werden wir auf jeden Fall an einer der Wanderungen teilnehmen, damit er auch das soziale Verhalten MIT Frauchen und den anderen Rüden auf Tour lernt.

Gestern habe ich ihn bei Tina abgeholt und fand ihn und Lennox praktisch Schnauze-an-Schnauze im Tiefschlaf vor. Und zur Verabschiedung haben sie beide gewinselt, die oberharten Kerle!

Harte Kerle

Harte Kerle 😉

Autor: Mareike Buddenbrock

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Auf den Hund gekommen

Frühjahrszeit ist Welpenzeit. Viele Menschen wollen sich nun einen Lebenstraum erfüllen oder einfach nur einen vierbeinigen Partner für ihren Alltag suchen. 
Hübsch soll er sein und lieb, treu und gelehrig, einfach ein freudiger  Begleiter für die ganze Familie.

Doch viele Probleme in der Hundehaltung fangen mit der Erwartung an, die der Halter an seinen Hund stellt. Die Wahl der Hunderasse liegt im Auge des Betrachters und nicht in den ursprünglichen Aufgaben, für die eine bestimmte Rasse gezüchtet wurde. Auch diejenigen, die sich für einen Mischling entscheiden sind davon nicht ganz unbetroffen. Denn auch in den „Straßenkreuzungen“ lassen sich bestimmte Typen von Hunden ausfindig machen, die entscheidend für den jeweiligen Charakter sind.
 Es lohnt sich auf jeden Fall immer einmal genauer hin zu schauen und sich auch vorab ein paar Gedanken  zu machen, welcher Hund wirklich zu einem passt.

Die unterschiedlichen Bedürfnisse der jeweiligen Rasse waren nicht von Beginn der Domestikation (Haustierwerdung)an vorhanden, sondern ursprünglich waren alle Hunde als Nachfahren des Wolfes Generalisten. Erst mit der weiteren Kulturentwicklung fand der Mensch die Zeit, den Spezialisten, den Rassehund, zu züchten. So entwickelten sich bei den einzelnen Hunderassen spezifische Eigenarten, die für ihren ursprünglichen Zweck, z.B. als Hütehund oder als Jagdhund unabdingbar wurden. 
So sind durch die enorme Anzahl an Rassen unterschiedlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse des Hundes entstanden. Diese manifestieren sich sowohl in der Ausbildung als auch in der körperlichen und der geistigen Auslastung, im häuslichen Bereich und natürlich nicht zuletzt in unserer heutigen Gesellschaft.

Betrachtet man den modernen „Verwendungszweck“ der meisten Hunde in unserer Gesellschaft, so wird einem schnell klar, dass die wenigsten Hunde ihre ursprüngliche, einmal für einen bestimmten Zweck gezüchteten Verhaltensweisen ausleben können; das Arbeitstier Hund ist zum Sozialpartner des Menschen geworden. Zahlreiche Probleme, die heute in der Mensch-Hund-Beziehung bestehen sind auf Diskrepanzen zwischen der ursprünglichen Verwendung der Rasse und den Lebensumständen der Hunde in unserer heutigen Gesellschaft zurück zuführen.

So ist zum Beispiel der Border-Collie eigentlich für die enge Arbeit mit einem Schäfer ausgelegt und stark an dessen Weisungen gebunden. Er ist ein extremer Arbeitshund und gilt als „Spezialist“ für das Zusammensuchen verstreuter Schafe in weitem oder unwegsamen Gelände, das Heranbringen der Tiere sowie das präzise Stoppen, Umtreiben, Abtrennen und Einpferchen kleinerer Schafsherden. Es ist faszinierend zu beobachten, wie der Border Collie in schleichender Gangart mit nach vorne gestreckter, tiefer Kopfhaltung sich den Schafen nähert und die zu treibende Herde dabei fixiert. Diese Verhaltensweisen sind beim Border Collie extrem ausgeprägt. Zupacken und Tötungsbiss darf als Verhaltenssequenz nicht vorkommen.

„Degradiert“ zum Familienhund beschränkt sich seine heutige Aufgabe nun auf das Ballbringen, Agility oder Dogdancing. Meist reicht diese „Fremdbeschäftigung“ für den arbeitswilligen Collie aber nicht aus und was dann passieren kann, ist kein Einzelfall, sondern folgerichtiges Verhalten. Das Hüten ist sicherlich die ureigenste Bestimmung des Border Collies. Als extreme Arbeitshunderasse stellt er hohe Anforderungen an den Menschen. Ein Border Collie will „arbeiten“. Kann er dies nicht, sucht sich der Hund sehr oft allein ein Ventil für seinen Arbeitseifer. Die Auswirkungen der Unterbeschäftigung können erschreckend sein: das Verlangen, alles was sich bewegt zu stoppen ist eine starke Motivation, so wird auch beispielsweise oft vor Joggern, Radfahrern, Autos, ja gar vor Fliegen oder Lichtreflexen an der Wand nicht halt gemacht. Auch Wild jagen ist ein selbst gesuchtes Ventil für den nicht ausgelebten Arbeitseifer. Ob er nun das Reh hüten will oder jagen; es kommt aufs Gleiche hinaus. Permanentes Bellen und Verbellen an Gartenzäunen, ständige Unruhe, endloses Fixieren von Gegenständen und Schatten oder autoaggressives Verhalten sind daneben nur einige der Anzeichen dafür, dass man der wahren Natur dieser Rasse nicht gerecht wird.

Ähnliches ergeht dem edlen Grauen, den man häufig in den Szene-Vierteln deutscher Großstädte trifft. Einst klassischer Spezialist unter den Jagdhunden mit Allround-Talent ist der Weimaraner zum Markenzeichen mondäner Klasse auf vier Pfoten geworden. Doch wenn Herrchens Spaziergänge an gefüllten Ententeichen vorbeiführen oder über hasenreiche Wiesen, dann ist es meist aus mit der legeren Harmonie.

Und dennoch, auch wenn viele Hunderassen auf den ersten Blick nicht in den Alltag ihres jeweiligen Menschen passen, um so erstaunlicher ist es doch zu beobachten, wie flexibel sie sich ihrem „neuen“ Leben fügen, auch wenn ihr Innerstes oft andere Bedürfnisse hat.

Aus dem Arbeitstier Hund wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr einzig und allein der Sozialpartner des Menschen. Der Hund konnte und kann sich einerseits dieser Entwicklung in seiner Eigenschaft als Opportunist sehr gut anpassen, andererseits ist er jedoch völlig unterfordert. Auch Jahrzehnte, geprägt von züchterischen Modetorheiten und Degenerationserscheinungen können nicht einen enorm hohen Anteil festgelegter, genetischer Verhaltensweisen auslöschen. Rassebestimmende Verhaltensbesonderheiten vieler Hundetypen sind nach wie vor vorhanden, denkt man z.B. an die deutliche Steigerung der Wachsamkeit in der Dämmerung von Herdenschutzhunden, das stark ausgeprägte Apportieren von Retrievern oder je nach Spezialisierung das Stellen, Verbellen, Vorstehen oder Schweißspuren folgen des Jagdhundes.

Rassespezifische Verhaltensbesonderheiten vieler Hundetypen finden bei der Anschaffung jedoch zu selten Berücksichtigung und viele Schwierigkeiten mit dem Hund könnten vermieden werden, wenn der zukünftige Hundehalter sich im Vorfeld mit den ursprünglichen Aufgaben und den typischen Verhaltensweisen auseinandersetzten würde.

Autor: Sonja Sandomeer

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Tierfutter – zum fressen gern?

„Was Hund und Katze vorgesetzt wird: Ein Autor enthüllt unappetitliche Praktiken der Branche“

Katzen wie Hunde benehmen sich manchmal ziemlich merkwürdig: Sie fressen mit Begeisterung Abfälle, nach Bedarf auch mal Gras, sogar Erbrochenes. Und wenn mal ein Knochen vom Tisch fällt, ist Bello nicht mehr zu halten: Am liebsten würde er ihn, in einem Misthaufen verbuddeln, um ihn drei Wochen später, wenn er so richtig appetitlich „stinkt“, zu verzehren.

„Fein“, denkt sich der Hund. „Bäh“, sagt der Mensch- weshalb er auch für Katz oder Hund lieber nach Sachen greift, die Namen tragen wie seine eigenen Lieblingsspeisen: Dosenfutter etwa mit der Aufschrift „Festtagsmenu mit Gans nach traditioneller Art“. Das müsste doch auch dem Vierbeiner schmecken. Schließlich sehen viele Menschen im Tier nicht mehr den ursprünglichen Räuber, sondern einen Partner.

„Das ist vielleicht sehr gut für die Menschen, für die Tiere aber weniger“ sagt dagegen Autor Hans-Urlrich Grimm. Weshalb er für sein neues Buch über die boomende Tierfutterindustrie auch gleich einen bekannten Werbeslogan umkehrte: „Katzen würden Mäuse kaufen“ (Deuticke Verlag, 17.90 Euro).

Trotz aller Versicherungen der Werbung, es gäbe keine gesündere, ausgeglichenere Nahrung für unsere Haustiere als Fertigfutter – mit den natürlichen Fress-Gewohnheiten und -Vorlieben der Vierbeiner, so Grimm, hätten die Industrieprodukte nicht mehr viel zu tun. Im Gegenteil, so der Autor nach ausführlichen Recherchen. Hinter den Kulissen der Branche sehe die Realität ganz anders aus: „In Tierkörperbeseitigungsanlagen werden Schlachtabfälle und Tierkadaver, selbst Tausende „unnütze“, weil zum eierlegen unbrauchbare, männliche Hühnerküken durch Knochenmühlen oder so genannte „Muser“ geschreddert, bis nur noch Tiermehl übrig bleibt – als Rohstoff für die großen Hersteller von Haustiernahrung.“

Nichts für zartbesaitete Naturen, aber völlig legal. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: Tiere würden auch das fabrikfrischestet Tiermehl niemals fressen. Das muss erheblich „nachgebessert“ werden. Grimm:“Erst mit Aromen, Geschmacksverstärkern, Konservierungs – und Farbstoffen und dem ganzen Arsenal der Kunstnahrungs-Hexenküche wird daraus letzendlich ein leckeres Menu für Waldi und Minka.“ Dabei, so Grimm, gehe es aber vorrangig nicht um das Tier, sondern um den Menschen: „Die Futterindustrie hat das Tier zum Objekt menschlicher Bedürfnisse gemacht. Und das bei der Ernährung.“

Dazu spiegelt die Werbung eine Welt vor, in der die Katze glücklich ist, und der Mensch auch. Grimm: „Die Wahrheit ist: Der Mensch ist einsam und die Katze hat Diabetes.“ Eigentlich, so seine Thesen, seien Tiere eigenständige Wesen mit eigenständigen Bedürfnissen und eigenen Fress-Gewohnheiten. Da aber die Menschen, und nicht die Tiere das Futter kaufen, bietet die Industrie für die Haustiere vermenschlichte Menüs an.

Grimm: „Artgerecht ist das nicht. Es ist wider die Natur.“ Und hat zur Folge, dass die Tiere direkt oder indirekt durch die Fütterung chronisch krank werden – Erkrankungen, die heute schon zu Epidemien geworden sind: Die Haustiere übernehmen die Zivilisationskrankheiten ihrer Besitzer! Viele Vierbeiner in den USA etwa wurden inzwischen so dick, das die Regierung Anfang 2007 eine Schlankheitspille für Hunde zugelassen hat.

Doch die Natur rächt sich – jetzt auch am Menschen. Wenn Kälber mit künstlichen Fettstoffen statt der im Überfluss vorhandenen Milch gefüttert werden, Kühe statt Gras und Heu Maisprodukte erhalten, können sich in ihren Mägen auch für den Menschen gefährliche E.coli-Bakterien entwickeln. Und die verbreiten sich rasant – nicht nur im Fleisch, sondern auch im Trinkwasser.

Peter Schindler, Experte vom „Bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit“ würde jedenfalls Quellwasser unbedingt meiden. „Gerade die schöne klare Bergquelle, aus der die Wanderer gern trinken, ist gefährdet,“ warnt er. Es könnte ja gerade eine Kuh darüber ihr Bakterienreservoir ausgekippt haben…

Autor: Tina Pecek

Anmerkung des Autors: Alle hier angeführten Angaben beziehen sich auf den Artikel „Tierfutter – zum Fressen gern?“ erschienen in der AZ (Abenzeitung München) geschrieben von Fritz Janda und den Aussagen von Bestseller und Ex-Spiegel Autor Hans-Ulrich Grimm.

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Die Sache mit der Kastration

Das Kastrieren des eigenen Hundes gehört heutzutage schon fast in die Grundausstattung eines jeden Hundelebens. Dabei sind die Gründe dafür oft sehr fadenscheinig und von Mythen und Märchen durchzogen, wobei es zudem an Aufklärung durch Tierärzte und andere Profis fehlt. Dem verantwortungsvollen Hundehalter bleibt, wie so oft, die Qual der Wahl und das eigenständige Zusammensuchen von aussagekräftigen Studien.

Ein kleiner aber wichtiger Unterschied:

„Kastration bedeutet Entfernung der Geschlechtsorgane, unabhängig davon, welches Geschlecht gerade unters Messer kommt. Sterilisation bedeutet „Fortpflanzungsunfähigmachung“ durch Durchtrennung der ausleitenden Kanäle.“ (Gansloßer, SitzPlatzFuss, Ausgabe 02, S.54) Egal ob sterilisiert oder kastriert, beide Vorgehensweisen sind in Deutschland gesetzeswidrig und damit sind auch die sogenannten Übernahmeverträge aus dem Tierschutz, die die Kastration eines Hundes fordern, als nicht existent zu betrachten. Der § 6, das Amputationsverbot, verbietet generell einem Tier Organe ohne medizinische Indikation zu entfernen. „Um es etwas plakativ zu sagen, einen Hund aus Gründen einer angeblich besseren Erziehbarkeit oder ähnlichen Argumenten zu kastrieren, wäre nichts anderes, als einem Hund, der ständig jagen geht, ein Bein abschneiden zu wollen“, so Dr. Udo Gansloßer.

Das in Deutschland in Mode kommende Verfahren der frühzeitigen Kastration (Kastration vor dem Abklingen der Pubertät), ist nach verhaltensbiologischer Sicht abzulehnen. Denn die Sexualhormone haben nicht nur Wirkung auf das spätere Sexualverhalten, sondern nehmen eine ganze Reihe ordnender Optionen wahr. „Die Östrogene, teilweise aber auch das Testosteron, sind an der Verschaltung und Umordnung von Nervenzellen und Nervenfasern im Gehirn an vielen Stellen beteiligt, z.B. in den mit Stressverarbeitung, sozialer Kompetenz und sozialer Intelligenz befassten Hirnregionen. … Von den körperlichen Auswirkungen auf Knochenwachstum, Herz-Kreislauf-System etc. wollen wir hier nicht weiter reden.“ (Gansloßer, S.55)

Nach der Bielefelder Kastrationsstudie gaben 81% der befragten Halter von Hündinnen an, dass sie eine Kastration aus medizinischen Gründen durchgeführt haben. So werden meistens Gebärmutterentzündung, Gesäugetumore und die sogenannte Scheinschwangerschaft angeführt. Die Frage, wie viele Hündinnen denn überhaupt von Gesäugetumoren befallen werden, stellt sich meist kein Hundehalter. Die durchschnittliche Zahl liegt hier nämlich bei 0,2 – 1,8 %. „Die Vermeidung von Gesäugetumoren kann also, wenn sie sich auf die Gesamtpopulation aller im Hausstand befindlicher Hündinnen bezieht, wahrlich kein Argument für die Kastration…sein“ (Gansloßer, S.56) Laut neuesten Studien wurde das Risiko für solche Tumoren durch andere Faktoren abgelöst: zu eiweißreiches/ zu energetisches Futter, Fettleibigkeit im ersten Lebensjahr oder mehrmalige hormonelle Unterdrückung der ersten Läufigkeit.

Die Sache mit der Aggression:

Hündinnen, die während der Läufigkeit zu „Zickigkeiten“ neigen, können durch eine Kastration positiv beeinflusst werden. In den allermeisten Fällen wirkt sich eine Kastration von generell aggressiveren Tieren eher negativ aus. Dies liegt zuweilen daran, dass sie zuvor schon einen erhöhten Testosteronspiegel hatten und durch die Kastration quasi das letzte Kontrollglied, sprich Östrogen, entfernt wird. „Angst-, Unsicherheits- und Panikaggression, allgemeines Unsicherheits- und Angstverhalten sowie Jagd- und Beutefangverhalten sind auch unabhängig von Sexualhormonen zu sehen. Gerade bei sehr stark jagdlich motivierten Hündinnen gibt es Beobachtungen … wonach das Jagdverhalten nach der Kastration sogar schlimmer würde.“ (Gansloßer, S.58)

Bei den Haltern von Rüden wird laut der Bielefelder Studie zu 74% unerwünschtes Verhalten als häufigster Grund für die Kastration des Hundes genannt. Die Annahme, eine Kastration könne die Aggressivität des Hundes vermindern, beruht auf der undifferenzierte Aussage, Aggression sei Sexualhormon gesteuert. Dabei werden unterschiedliche Formen und Auswirkungen von aggressiven Verhalten einfach in einen Topf geworfen. „So sind beispielsweise angstaggressive Hunde gesteuert vom Stresshormonsystem. Häufig ist das passive Stresshormon Cortisol hier ursächlich zu nennen.“ (Gansloßer, S.59) Dieses wird in der Nebennierenrinde gebildet.

Neben den vielen Ursachen von Aggression ist letztlich vor allem die statusbedingte Aggression teilweise von Testosteron gesteuert, „aber auch die im Gehirn produzierten Botenstoffe Serotonin, Dopamin und noch andere sind an der Steuerung von Wettbewerbs-, Status-, Rangordnungs- und Territorialaggression in der Tat mitbeteiligt.“ (Gansloßer, S. 61) Mit der Aggressivität sollte demzufolge sehr zaghaft umgegangen werden und vielleicht eher ein genauerer Blick auf die Gesamtsituation innerhalb der Hund- Mensch- Beziehung gelegt werden.

Und die Hypersexualität?

Das, was häufig als hypersexuelles Verhalten bei Hunden beschrieben wird, stammt meist nicht aus dem Funktionskreis des Sexualverhaltens. Denn das „Aufreiten“ hat nicht immer etwas mit Sexualverhalten zu tun. „Es kann sich um Übersprungshandlungen oder um Bewegungsstereotypien … oft auch um Spielverhalten handeln.“ (Gansloßer, S.63) Im Übrigen sind kastrierte Rüden durchaus noch in der Lage einen kompletten sexuellen Akt inklusive „Hängen“ zu erfüllen. Und auch die läufigen Hündinnen lassen sich in der Stehphase von Kastraten überzeugen. Allein wenn übermotivierte sexuelle Handlungen vorliegen, sollte man mit professioneller Hilfe der Sache auf den Grund gehen. In solchen Fällen empfiehlt sich eine Art „Probelauf“ mit einem HormonChip. Dieser erlaubt im Gegensatz zur Hormonspritze eine zuverlässige Unterdrückung der Sexualhormonproduktion, kann aber in den ersten Wochen zu einem verstärkten Anstieg des Testosteronspiegels führen.

Doch darüberhinaus gilt: „Wer als Mensch seinen Führungsanspruch nicht glaubhaft vermitteln kann, darf nicht denken, dass der Hund ihn nach einer Kastration eher als ernst zu nehmende Persönlichkeit akzeptiert.“ (Gansloßer, S.64)

Autor: Sonja Sandomeer

Anmerkung des Autors: Alle hier angeführten Angaben beziehen sich auf Ergebnisse der Bielefelder Hundestudie und Aussagen Dr. Udo Gansloßers in der aktuellen Ausgabe des Bookazins: SitzPlatzFuss

Ein Kommentar

Von der Straße auf den Trail

„So gut wie jeder Hund hat Spaß an der Nasenarbeit“, versicherte mir Alex Tikal, Trainerin für Maintrailing im Vorgespräch am Telefon. Trotzdem hatte ich Zweifel. Würde meine  zweieinhalbjährige spanische Straßenhündin Amba ihre Nase auch abseits von Mülltonnen einsetzen? Ob Alexandra Recht behalten sollte, lesen Sie hier.

Gemeinsam glücklich, nach dem ersten gemeisterten Trail!

Gemeinsam glücklich, nach dem ersten gemeisterten Trail!

Beim sogenannten Mantrailing haben Hunde die Aufgabe, vermisste Personen zu suchen. Professionelle Maintailer werden in Krisensituationen eingesetzt wie beim Versschwinden von Kindern. Mit ihrem hervorragenden Geruchssinn können Hunde die gesuchte Person trotz vieler geruchlicher und geräuschlicher Ablenkungen finden. Für mich und Amba – so mein Plan – sollte es jedoch eher ein gemeinsamer Freizeitspaß sein. Aber ob mein Hund da mitspielen und auch mir das Ganze gefallen würde?

Bewaffnet mit gefühlten zwei Tonnen Leberwurst als Belohnung für meinen Hund, einem halben Wäschekorb voll ungewaschener Kleidungsstücke als Hinweisschilder für die mich suchende Hunde, einem Geschirr, einer lange Leine und meinem Hund, fuhr ich an einem etwas regnerischen Samstag-Nachmittag los – zu unserem ersten Mal.

Als wir in einem Wohngebiet im Münchener Norden ankamen, warteten die anderen Teilnehmer-Gespanne bereits. Mit von der Partie waren ein Jack Russel-Mix mit Frauchen, ein schokobrauner Jagdhund-Mix mit seinen beiden Besitzern, Lennox, ein mächtiger Catahoula-Rüde und seine Besitzerin Tina sowie Alex mit ihrer Jagdhund-Hündin. Ich erfuhr, dass alle Hunde und ihre Besitzer unterschiedliche Ausbildungsstände hatten. Das bedeutete, dass manche Teams bereits einiges an Erfahrung mitbrachten. Meine Aufregung stieg, ich wurde nervös. Allerdings blieb mir dazu nicht viel Zeit. Es ging sofort los. Als Mantrailing-Neulinge waren ich und Amba die ersten. Tina, die Besitzerin des Catahoula-Rüden, würde die vermisste Person spielen. Auch sie hatte eigene, getragene Kleidung mitgebracht. Ich musste Amba anleinen, ihr das Geschirr anziehen und dann bei den geparkten Autos warten. Tina und Alex machten sich daran, den Trail auszulegen und verschwanden flux hinter ein paar Wohnhäusern. Ein paar Augenblicke später kam Alex schon zurück. Tina blieb verschwunden. Wo war sie geblieben? Das galt es für uns heraus zu finden.

Es konnte losgehen: Die Leine wurde am Geschirr eingehängt – das Startsignal für Amba. Ich führte meine Hündin an den Ausgangsort für die Suche, eine Plastiktüte mit einem T-Shirt von Tina.  Sie roch kurz hinein und im nächsten Moment zog sie auch schon geradeaus über die Wiese. „Lass sie nicht zu schnell laufen, aber ruck nicht an der Leine“, flüsterte mir Alex zu, die neben mir ging. Was war das? Ein Socken. Und kurz darauf ein zweiter. Amba sah sich um. Hatte sie nun  die Spur verloren? Wusste sie noch, was sie machen sollte? Alex redete mir gut zu. „Halte die Verbindung über die Leine. Siehst Du, jetzt hat sie die Spur wieder aufgenommen“, erklärt mir Alex ruhig. Zielstrebig führt Amba mich an einer Reihe niedriger Büsche vorbei und biegt plötzlich scharf rechts ab. Gefunden! Wir hatten Tina, die hinter einem niedrigen Busch versteckt wartete, und die heißersehnten zwei Tonnen Leberwurst gefunden. Ich war selig. Mein Hund hatte begriffen, um was es geht und hatte – was mich besonders freute – auch noch unglaublichen Spaß dabei.

Amba bei Ihrem ersten Trail!

Amba bei Ihrem ersten Trail!

Auf dem Rückweg zum Auto, schweiften meine Gedanken kurz ab. Ich hatte Amba vor Augen, als sie vor nicht mal einem Jahr, mit stumpfem Fell, einem angeborenen Herzfehler und völlig unsicher von den Straßen Barcelonas zu mir nach München kam. Meine Augen suchten den Hund. Da saß sie. Gesund und zufrieden. Und sie hat bewiesen, dass auch ein „Street Kid“ tolle Leistungen erbringen kann.

Autor: Viktoria Kranz